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Bessere Blutdruckeinstellung dank mehr Eigenverantwortung
- r -- McManus RJ, Mant J, Haque MS et al. Effect of self-monitoring and medication self-titration on systolic blood pressure in hypertensive patients at high risk of cardiovascular disease. The TASMIN-SR randomized clinical trial. JAMA 2014 (27. August); 3 [Link]
- Zusammengefasst von: Felix Schürch
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- infomed screen Jahrgang 18 (2014)
, Nummer 6
Datum der Ausgabe: November 2014
Studienziele
Personen mit arterieller Hypertonie können durch Selbstmessung des Blutdrucks und durch eigenständige Anpassung der Medikation sogar eine bessere Blutdruckeinstellung erreichen als durch die übliche Behandlung. Dies konnte z.B. mit der «Telemonitoring and self management in hypertension»-Studie (TASMINH2) gezeigt werden.(1) In der vorliegenden Studie (TASMIN-SR) wurde untersucht, ob der Blutdruck auch bei Personen mit Hypertonie und einem ungünstigen kardiovaskulären Risikoprofil durch «Selbstmonitoring» und «Selbstmanagement» wirksam gesenkt werden kann.
Methoden
Aufgenommen wurden 35-jährige und ältere Personen mit Hypertonie aus 59 britischen Grundversorgungspraxen, die bei Studienbeginn einen Blutdruck von mindestens 130/80 mm Hg und zusätzlich mindestens eines der Risiken koronare Herzkrankheit, Status nach Schlaganfall, Diabetes oder chronische Niereninsuffizienz hatten. Ausschlussgründe waren mehr als drei verschiedene Antihypertensiva, ein kurz zurückliegender Herzinfarkt oder Zeichen einer Demenz. Nach dem Zufall, aber ohne Verblindung wurden die 552 Studienteilnehmenden in eine Gruppe mit üblicher Betreuung («usual care»: Kontrolle und Therapieanpassung durch den Hausarzt) und eine Interventionsgruppe mit «Selbstmonitoring» und «Selbstmanagement» der Medikamentendosis eingeteilt. Die Personen der Interventionsgruppe bekamen mehrere Instruktionen zur Blutdruckmessung und Anweisungen in Form eines Algorithmus, gemäss dem sie die Medikation falls nötig anzupassen hatten. Ziel war ein Blutdruck von 120/75 mm Hg zuhause und 130/80 mm Hg in der Arztpraxis. Die Studienteilnehmenden beider Gruppen wurden nach sechs und nach zwölf Monaten mit einem Fragebogen und einer Blutdruckmessung kontrolliert.
Ergebnisse
In der Interventionsgruppe mit «Selbstmonitoring» und «Selbstmanagement» konnte der systolische Blutdruck im Verlauf von zwölf Monaten im Schnitt von 143/81 auf 128/74 mm Hg und in der Kontrollgruppe von 144/80 auf 138/76 mm Hg gesenkt werden. Der systolische Druck wurde in der Interventionsgruppe um 9 mmHg und der diastolische Blutdruck um 3 mm Hg mehr gesenkt als in der Gruppe mit «usual care». Anzahl und Dosis der verwendeten Antihypertensiva nahmen in beiden Gruppen zu, in der Interventionsgruppe aber stärker. Bezüglich unerwünschter Arzneimittelwirkungen bestand kein Unterschied.
Schlussfolgerungen
«Selbstmonitoring» und «Selbstmanagement» der Medikamentendosis führten bei Personen mit Hypertonie und zusätzlichen kardiovaskulären Risiken zu einer signifikant besseren Senkung der systolischen und diastolischen Blutdruckwerte als eine Kontrolle und Behandlung in der hausärztlichen Praxis.
Zusammengefasst von Felix Schürch
Gut instruierte Patientinnen und Patienten erreichen mit Blutdruckselbstmessungen und einem entsprechenden Algorithmus für die Anpassung der Antihypertensiva einen signifikant tieferen Blutdruck. Dafür nehmen sie mehr bzw. höher dosierte Medikamente ein, haben aber nicht mehr Nebenwirkungen. Der gravierende Schönheitsfehler dieser Studie ist, dass für die Interventionsgruppe ein gemäss aktuellen Guidelines zu tiefer Zielblutdruck von weniger als 130/80 vorgegeben wurde, während für die «usual care» Gruppe – kaum zu glauben – kein Zielblutdruck definiert war! Blutdruckselbstmessungen sind bei vielen Patientinnen und Patienten motivierend, vereinzelt macht eventuell sogar eine selbständige Anpassung der Medikation Sinn, ganz im modernen Sinn des «empowerment».
Markus Diethelm
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