Höheres Krebsrisiko bei Zwillingen
- a -- Swerdlow AJ, De Stavola BL, Swanwick MA et al. Risk of breast and testicular cancers in young adult twins in England and Wales: evidence on prenatal and genetic aetiology. Lancet 1997 (13.Dezember); 350: 1723-8 [Link]
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- infomed screen Jahrgang 2 (1998)
, Nummer 3
Datum der Ausgabe: März 1998
Studienziele
Es gibt Hinweise, wonach pränatale Faktoren wie hohe Östrogenspiegel die Entstehung von Brust- und Hodenkrebs beeinflussen. Zweieiige Zwillinge sind intrauterin höheren mütterlichen Östrogenkonzentrationen ausgesetzt als eineiige Zwillinge. Eine genetische Disposition fördert anderseits das Auftreten von Brustkrebs bei jungen Frauen. In dieser Zwillingsstudie wird untersucht, wie genetische und pränatale Komponenten die Entstehung von Brust- und Hodenkrebs beeinflussen.
Methoden
Durch das nationale Krebs- und Geburtenregister wurden in England und Wales alle Zwillinge mit Brust- bzw. Hodenkrebs – zwischen 1971 und 1989 diagnostiziert – ausfindig gemacht. Diese Personen wurden mittels Fragebogen nach der Eiigkeit befragt. Die Zwillingsschwester bzw. der Zwillingsbruder (Geschwisterzwillinge) wurden hinsichtlich Auftreten von Krebs bis 1992 beobachtet. Die Berechnung des Krebsrisikos zwischen ein- und zweieiigen Zwillingen sollte Hinweise auf eine pränatale Beeinflussung dieser Krebsarten erbringen. Vom Vergleich des Krebsrisikos von Geschwisterzwillingen mit der Normalbevölkerung erhoffte man, genetische Faktoren aufdecken zu können.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 500 Frauen unter 45 Jahren mit Brustkrebs und 194 Männer mit Hodenkrebs gefunden. Die Fragebogen von 219 Frauen mit Brustkrebs bzw. von 62 Männern mit Hodenkrebs konnten ausgewertet werden. Demnach war das Brustkrebsrisiko von zweieiigen Zwillingen im Vergleich zu eineiigen Zwillingen insgesamt nicht erhöht. In der Altersgruppe unter 30 Jahren verdoppelte sich jedoch das Risiko (Odds Ratio 2,3). Für das Auftreten von Hodenkrebs zweieiiger Zwillinge wurde ein 1,5-faches Risiko berechnet, wobei nur Seminome, nicht aber Teratome, zu einer Risikoerhöhung (Odds Ratio 3,2) führten. Von 312 Geschwisterzwillingen, die in bezug auf Brustkrebs beobachtet wurden, erkrankten 33 wie ihre Zwillingsschwester daran. Daraus ergab sich ein 7,7-fach erhöhtes Brustkrebsrisiko verglichen zur Normalbevölkerung. Sechs von 116 Männern erkrankten wie ihre Zwillingsbrüder an Hodenkrebs, was ein 37,5-fach erhöhtes Risiko darstellte.
Schlussfolgerungen
Pränatale wie genetische Faktoren können Grundlagen für ein erhöhtes Brust- und Hodenkrebsrisiko sein.
Diese aufwendige Arbeit gibt wichtige Informationen über den Vererbungsmodus von zwei relativ häufigen Tumoren anhand eines Risikovergleichs zwischen mono- und dizygoten Zwillingen. Während beim testikulären Karzinom ein pränataler Ursprung schon längere Zeit diskutiert wird (höheres Risiko bei Schwangerschaften unmittelbar nach Absetzen von Ovulationshemmern), ist das erhöhte Brustkrebsrisiko als Folge höherer mütterlicher Hormonkonzentrationen bei dizygoten Zwillingen neu und von klinischer Bedeutung.
Peter Forrer
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