Bild des Monats Januar 2017: Caspar Bauhin (1560 - 1624)
Bild des Monats Februar 2017: Gänsedisteln der Kanaren
Bild des Monats März 2017: Zwerg-Schwertlilie (Iris pumila)
Bild des Monats April 2017: Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)
Bild des Monats Mai 2017: Immenblatt (Melittis melissophyllum)
Bild des Monats Juni 2017: Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta)
Bild des Monats Juli 2017: Gelbes Seifenkraut (Saponaria lutea)
Bild des Monats August 2017: Gletscher-Edelraute (Artemisia glacialis)
Bild des Monats September 2017: Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
Bild des Monats Oktober 2017: Lebensraum: Flussauen
Bild des Monats November 2017: Welwitschia mirabilis — ein Relikt aus grauer Vorzeit
Bild des Monats Dezember 2017: Elsbeere (Sorbus torminalis)
Bauhin gehört zusammen mit Mattioli, Fuchs, Brunfels zu den wichtigsten frühen Botanikern. Er stammte aus einer französischen Hugenottenfamilie, die nach Basel geflohen war. Seine Studien (Medizin, Botanik) führten ihn nach Paris, Padua, Tübingen (zu Leonhart Fuchs) .... Er wurde Professor für Anatomie und Botanik an der Universität Basel, später Rektor und richtete den 1. Botanischen Garten der Stadt ein.
Bauhin erwarb grosse Verdienste in der Medizin (er beschrieb als Erster die nach ihm benannte Bauhin-Klappe - die Verbindung zwischen Dünndarm und Dickdarm).
Seine Bedeutung für die Botanik liegt in der Namensgebung und Systematik : er führte die Unterscheidung von Gattung und Art ein und schuf die Grundlagen für die binäre Nomenklatur, die von Carl von Linné 150 Jahre später vollendet wurde. Ihm zu Ehren wurde die Gattung Bauhinia aus der Familie der Schmetterlingsblütler benannt. Die Gattung mit dem Trivialnamen Orchideenbäume (orchid trees) ist in den Tropen mit 250 bis 300 Arten vertreten. Mein Bild zeigt Bauhinia variegata und stammt aus dem Botanischen Garten in Rom.
Unter Adaptiver Radiation versteht man in der Evolutionsbiologie die Auffächerung (Radiation) einer wenig spezialisierten Art in mehrere stärker spezialisierte Arten durch Herausbildung spezifischer Anpassungen (Adaptationen) an vorhandene Umweltverhältnisse. Die Gattung Sonchus (Gänsedistel) auf den Kanarischen Inseln ist wie Echium (Natternkopf) ein gutes Beispiel für dieses Phänomen (siehe Bild des Monats vom Februar 2014).
Während in unserer einheimischen Flora 3 Arten von Sonchus verzeichnet sind, haben sich auf den Kanaren ca. 35 Arten entwickelt. Davon kommt ca. die Hälfte nur auf einer der 7 Inseln vor – es sind sogenannte Inselendemiten. Viele dieser Arten sind nicht krautig wie unsere Arten, sondern verholzt und werden teilweise über 2 Meter hoch.
Der gezeigte Sonchus radicatus wächst nur auf Teneriffa in einem kleinen Gebiet an der Punta de Teno im äussersten Nordwesten der Insel.
Die Gattung Iris ist nach der griechischen Göttin des Regenbogens benannt und hat der ganzen Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae) den Namen gegeben. Die etwa 250 Arten kommen in den gemässigten Zonen Asiens und Europas vor, und zwar in den unterschiedlichsten Lebensräumen wie Wälder, Trockenwiesen und Moore. In der Flora Helvetica sind 8 Arten aufgeführt, allerdings können nur 3 davon als echte Wildformen angesehen werden (Iris sibirica, graminea und pseudacorus), die übrigen sind verwilderte Kulturformen. Die attraktive Pflanze wird in zahlreichen Zuchtformen in den Gärtnereien angeboten und erfreut sich grosser Beliebtheit.
Ein gemeinsames Merkmal aller Iris-Arten sind die 6 Perigonblätter, von denen die äusseren 3 zurückgeschlagen sind und oft einen auffälligen Bart oder Kamm aufweisen.
Die vorgestellte Iris pumila ist ein typischer Frühblüher der pannonischen Steppenrasen (März / April). Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den Osten Österreichs bis nach Sibirien. Sie blüht in verschiedenen Farbvarianten (violett, blau, hellgelb und weiss) und macht damit ihrer Namen gebenden Göttin alle Ehre. Mein Bild stammt vom Teufelsstein im Wienerwald.
Die Pflanze des Monats trägt die Jahreszeit schon in ihrem Namen. Sie ist ein typischer Frühblüher der Buchenwälder auf kalkigen Standorten und kommt in der Schweiz sowohl auf der Alpennordseite als auch im Tessin von der kollinen bis in die montane Stufe vor. Im Tessin und Puschlav wächst die zierliche Unterart „gracilis“, eine südalpine Variante mit deutlich schmäleren Blättern. Die Blüten sind zuerst rot, dann blau und zuletzt blaugrün. Man nimmt an, dass dies ein Signal an die bestäubenden Insekten ist (rot bedeutet „nicht bestäubt“).
Weil die Frühlings-Platterbse vor dem Blattaustrieb der Buche blüht, hat sie viel Sonnenlicht auf dem Waldboden zur Verfügung. Diese Strategie verfolgen einige Pflanzen dieses Lebensraums wie Buschwindröschen, Bärlauch oder Lerchensporn.
Die Pflanze hat ein eurasiatisches Verbreitungsgebiet von Frankreich bis nach Sibirien.
Imme ist ein altdeutscher Begriff für die Honigbiene, Melisse ist aus dem altgriechischen Wort für Honigbiene (melitta) abgeleitet. Die Biene steckt also mehrfach im Namen unserer Monatspflanze. Das Immenblatt gehört zur Familie der Lippenblütler und diese umfasst eine ganze Reihe von Duft-, Heil- und Gewürzkräutern wie Minze, Bohnenkraut, Majoran, Thymian, Rosmarin, Salbei und andere. In der Schweiz wächst das Immenblatt in Laubwäldern der kollinen und montanen Stufe auf Kalk, vor allem im Jura und Tessin. Das europäische Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel bis Russland, wobei es grössere Lücken gibt.
Die Blüten stehen zu 1 bis 3 in den oberen Blattwinkeln und weisen eine unterschiedliche Färbung auf: meist sind die Kronblätter rosa und weiss, in bestimmten Gegenden habe ich ausschliesslich rein weisse Pflanzen gesehen. Die Bestäubung erfolgt durch Hummeln und Schmetterlinge.
Die Knöterichgewächse (Polygonaceae) zählt nicht zu den Pflanzen, denen man einen „Schönheitspreis“ verleihen würde. Mein Bild aus Maloja GR beweist das Gegenteil. Der Massenbestand in der Mulde beim Malojapass deutet auf Vernässung hin. Der Name (Schlange, bistorta = doppelt gedreht) verweist auf einen unsichtbaren Teil der Pflanze: das unterirdische Rhizom ist schlangenförmig gedreht.
Das Verbreitungsgebiet von Polygonum bistorta ist eurosibirisch, in Südeuropa wächst die Pflanze aber nur in den Bergen. In der Schweiz kommt sie von der kollinen bis zur subalpinen Stufe in feuchten Wiesen recht häufig vor. Der Schlangen-Knöterich wird auch als Wildgemüse gegessen (Vitamin C), das Rhizom wurde früher im Sinne der Signaturenlehre gegen Schlangenbisse verwendet.
Zur Familie der Knöterichgewächse gehören neben der Namen gebenden Gattung noch der Ampfer (Rumex), sowie Buchweizen und Rhabarber.
Seifenkräuter (Gattung Saponaria) aus der Familie der Nelkengewächse kommen in ca. 40 Arten in Europa und Asien mit Schwerpunkt im Mittelmeerraum vor. Die Wurzel des Namen gebenden Gewöhnlichen Seifenkraut (Saponaria officinalis) wurde schon in der Antike als Waschmittel verwendet – der Inhaltsstoff Saponin schäumt wie Seife.
Unsere Pflanze des Monats ist eine alpine Polsterpflanze, welche endemisch, d.h. nur in einem eng begrenzten Gebiet der italienischen und französischen Alpen wächst. Das Verbreitungsgebiet reicht aber auch ein kleines Stück auf Schweizer Gebiet: im Val Bavona und im Gebiet des Nufenenpasses kommt sie ebenfalls vor.
Der Lebensraum sind lockere, steinige Magerrasen, meist auf Silikat, in 1'500 bis 2'600 Metern über Meer. Die Blütezeit ist Juli bis August.
Die Gattung Artemisia aus der Familie der Korbblütler umfasst je nach Zählung ca. 250 bis 500 Arten, welche vor allem in den gemässigten Zonen der Nordhalbkugel vorkommen. Der Name leitet sich von der griechischen Göttin Artemis her, welche als Beschützerin der gebärenden Frauen galt. Fast alle Pflanzen der Gattung enthalten Bitterstoffe und ätherische Öle und werden als Gewürz- oder Heilpflanzen verwendet. Der deutsche Name ist Wermut, Beifuss oder Edelraute. Artemisia absinthium ist der Echte Wermut, aus dem der bekannte Absinth hergestellt wird (Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Absinth). Auch Artemisia genipi wird zur Herstellung eines alkoholischen Getränks verwendet – der Genipi ist in den italienischen Alpentälern sehr geschätzt.
Die alpinen Artemisia-Arten werden als Edelrauten bezeichnet. Unsere Pflanze des Monats ist die Gletscher-Edelraute, welche nur in den Westalpen in Italien, Frankreich und in den südlichen Tälern des Kantons Wallis vorkommt. Ihr Lebensraum sind kalkarme Felsen und Schutthalden in Höhen über 2'400 Metern ü.M. Die Blütenköpfe sind zu 3 – 10 am Ende des Stengels gehäuft und von einem leuchtendem Gelb (bei den anderen Edelrauten-Arten sind sie über den Stengel verteilt).
Die Blütezeit ist Juli bis August.
An dieser Pflanze scheiden sich die Geister: die einen finden sie schön und pflanzen sie sogar im Garten an, die anderen verdammen sie als sogenannten „invasiven Neophyt“ – und beide haben recht.
Die Gattung Impatiens ist in der Flora Helvetica mit 4 Arten vertreten, aber nur eine – das Wald-Springkraut oder Rührmichnichtan (Impatiens noli-tangere) - ist wirklich heimisch, die übrigen sind nach 1492 (Entdeckung Amerikas) eingewandert, gelten also als Neophyten. Diese sind ja nicht per se böse, wenn man bedenkt, dass die Schweiz vor 12'000 Jahren fast gänzlich von Eis bedeckt war, sind alle Pflanzen irgendwann eingewandert. Die invasiven Neophyten verdrängen aber durch ihre massenhafte Vermehrung die einheimischen Arten, und das ist leider bei unserer Pflanze des Monats der Fall. Vor allem entlang von Gewässern breitete sie sich in den letzten 20 Jahren massiv aus. Die Bekämpfung ist aber relativ einfach, weil es sich um eine einjährige Pflanze handelt: reisst man sie vor der Samenverbreitung aus, kommt sie im Folgejahr nicht mehr zum Blühen.
Allen Springkräutern gemeinsam ist die Methode der Samenverbreitung: Die Fruchtkapseln sind durch Zellsaftdruck gespannt und reissen bei Berührung an vorgebildeten Nähten blitzschnell auf. Dabei werden die Samen bis über drei Meter fortgeschleudert. Die ursprüngliche Herkunft der meisten Springkräuter aus der Familie der Balsaminengewächse ist das tropische und subtropische Afrika, Impatiens glandulifera stammt allerdings aus dem Himalaya und hat via englische Gärten den Weg zu uns gefunden. Es blüht von Juli bis September und wird wegen des reichlichen Nektars vor allem von Hummeln geschätzt.
Auch dieser Lebensraum ist in der Schweiz nur noch in kleinen Restbeständen vorhanden und steht deshalb unter Naturschutz (Auenverordnung des Bundes von 1992). Auwälder sind nie stabil, sie verändern sich mit jedem Hochwasser. Üppige Wälder mit Lianen gehören ebenso zur Aue wie nackte Kies- und Sandbänke. Auen sind Lebensraum für eine Vielzahl von spezialisierten, an diesen dynamischen Lebensraum angepassten Pflanzen- und Tierarten.
Die Gefährdungen aus heutiger Sicht sind sinkende Grundwasserspiegel, zu geringe Restwassermengen der E-Wirtschaft, Störungen durch Freizeitbetrieb und invasive Neophyten (siehe Bild des Monats September 2017).
Letzte grossflächige Auengebiete in der Schweiz sind z.B. an der Maggia (Tessin), am Hinterrhein bei Reichenau-Rhäzüns (Graubünden), an der Sense entlang der Kantonsgrenze Bern – Freiburg oder an der Rhone bei Pfyn (Wallis) zu finden. Mein Bild stammt aus dem Neckertal im Kanton St. Gallen.
Der österreichische Arzt und Botaniker Friedrich Welwitsch entdeckte diese Pflanze 1859 in der Wüste Namib im südlichen Angola. Spezialisten im berühmten Botanischen Garten von Kew (London) schrieben „...das ist ohne Frage die wunderbarste Pflanze, die je in dieses Land gebracht wurde, und eine der hässlichsten...“
Die Pflanze besteht nur aus 2 Blättern, welche pro Jahr um ca. 1 cm wachsen und im Lauf der Zeit vom Wind zerrissen werden. Welwitschia ist zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die Bestäubung erfolgt über den Wind, eventuell auch über Insekten (da sind sich die Forscher nicht sicher). Infolge des kalten Benguelastroms, der an Afrikas Westküste nach Norden zieht, ist das Klima in der Namibwüste extrem trocken (Jahresniederschlag im Schnitt 20 mm, es kann aber auch 10 Jahre lang gar nicht regnen). Pflanzen und Tiere leben vor allem vom Tau der morgendlichen Küstennebel. Die Welwitschia verfügt aber auch über eine tiefe Pfahlwurzel, mit der sie Wasser aus tiefen Schichten erreichen kann.
Die ältesten Exemplare werden auf bis zu 2'000 Jahre geschätzt. Die Pflanze selbst ist uralt: fossile Belege stammen aus der mittleren Kreidezeit, als der Urkontinent Gondwana noch zusammenhängend war (vor ca. 100 Mio Jahren).
Mein Foto stammt aus der Umgebung von Swakopmund in Namibia.
Die Gattung Sorbus aus der Familie der Rosengewächse umfasst in unserer einheimischen Flora Vogelbeer- und Mehlbeerbaum, den Speierling (wahrscheinlich die ursprüngliche Wildform unserer Apfelbäume) und eben die Elsbeere. In den Alpen wächst noch die Zwergmispel, ein Zwergstrauch aus der selben Gattung.
Während der Speierling ähnliche Blätter wie der Vogelbeerbaum aufweist (unpaarig gefiedert), sind die Blätter der Elsbeere im Umriss breit eiförmig mit 3 bis 4 ungleichen, zugespitzten Lappen. Die doldigen, weissen Blütenstände (Mai) sind auffälliger als die kleinen, braunen Früchte. Der Baum kann bis 30 Meter hoch werden, in der Natur ist er selten, wird aber in Parks und Gärten verwendet. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in Südeuropa, er kommt aber in der Schweiz im Jura und Mittelland in Eichenwaldgesellschaften an hellen Standorten vor. Mein Bild stammt aus Oberembrach im Kanton Zürich.
Der Artname „torminalis“ bedeutet „Leibschmerzen lindernd“ (wie immer ohne Gewähr). Für weitere interessante Informationen, z.B. über die Verwendung des sehr harten Holzes verweise ich auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Elsbeere