• Leberschäden durch Pirfenidon (Esbriet®)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 30. März 2020

Leberenzymerhöhungen sind eine bekannte Nebenwirkung von Pirfenidon, einem Medikament zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose. Nun hat Swissmedic eine Warnung verschickt, dass unter Pirfenidon auch klinisch manifeste Leberschädigungen vorgekommen sind, die in Einzelfällen tödlich ausgingen. Deshalb müssen während einer Pirfenidon-Therapie regelmässig die Leberwerte kontrolliert werden.

Von Swissmedic verschickter «Dear Doctor Letter»: Pirfenidon – medikamenteninduzierte Leberschädigung

Übersicht zu Pirfenidon: Role of pirfenidone in the management of pulmonary fibrosis

  • Kardiovaskuläre Nebenwirkungen unter Ibrutinib (Imbruvica®)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 25. März 2020

Ibrutinib ist ein Tyrosinkinase-Hemmer zur Behandlung bei chronischer lymphatischer Leukämie und gewissen anderen B-Zell-Lymphomen. Wie eine Beobachtungsstudie mit 562 Patienten und Patientinnen zeigte, scheint eine arterielle Hypertonie eine äusserst häufige Nebenwirkung von Ibrutinib zu sein. So wurde bei 78% der Behandelten entweder eine arterielle Hypertonie neu diagnostiziert oder eine Verschlechterung einer vorbestehenden Hypertonie festgestellt. Bei denjenigen Personen, die von einem Blutdruckanstieg betroffen waren, traten auch deutlich häufiger andere kardiovaskuläre Probleme auf (Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz u.a.).

Kurzform der Studie aus «Blood»: Hypertension and incident cardiovascular events following ibrutinib initiation

Kurzübersicht: Ibrutinib

  • Ulipristal (Esmya®): Zulassung ausgesetzt
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 19. März 2020

Ulipristal kann, wenn es zur längerfristigen Behandlung bei Uterusmyomen eingesetzt wird, Leberschäden hervorrufen. Nachdem trotz der vor zwei Jahren verfügten Vorsichtsmassnahmen (siehe BDN: Ulipristal [Esmya®]: Anwendungseinschränkungen wegen Leberschäden) ein neuer Fall einer schweren Leberschädigung gemeldet worden war, ist die Zulassung für das Ulispristal-Präparat Esmya® in Deutschland und anderen EU-Ländern einstweilen aufgehoben worden. Die Anwendung von Ulipristal zur Notfall-Kontrazeption (ellaOne®) ist davon nicht betroffen.

Mitteilung des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte: Ulipristalacetat: Vorläufiges Ruhen der Zulassung von Arzneimitteln zur Behandlung von Gebärmuttermyomen

  • Aromatasehemmer: Höhere kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität als mit Tamoxifen (Nolvadex® u.a.)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 16. März 2020

In einer Kohortenstudie wurden knapp 18’000 Frauen verglichen, bei denen ein Mammakarzinom diagnostiziert worden war und die als adjuvante endokrine Behandlung entweder einen Aromatasehemmer oder Tamoxifen erhalten hatten. Bei Frauen, die einen Aromatasehemmer verwendeten, beobachtete man eine erhöhte kardiovaskuläre Mortalität sowie ein erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz, Herzinfarkte und ischämische Schlaganfälle. Bei der kardiovaskulären Sterblichkeit (HR 1,50 [1,11–2,04]) und der Herzinsuffizienz (HR 1,86 [1,14–3,03] waren die Unterschiede zwischen Aromatasehemmern und Tamoxifen signifikant.

  • Corona: aktuell kein Einfluss von Medikamenten nachgewiesen
  • Verfasst von: Etzel Gysling
  • Datum: 15. März 2020

Im Zusammenhang mit der COVID-19-Epidemie wird in verschiedenen Medien berichtet, der Krankheitsverlauf werde durch ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker (Sartane) oder auch durch Entzündungshemmer wie Ibuprofen ungünstig beeinflusst. Aktuell gibt es jedoch weder für die eine noch für die andere Medikamentengruppe einen überzeugenden Hinweis auf mögliche negative Auswirkungen (geschweige denn einen echten Nachweis von Problemen).

Die fragwürdigen News zu diesen Medikamenten gehen wahrscheinlich auf einen Leserbrief in «Lancet Respiratory Medicine» zurück (https://pkweb.ch/38RbKw8), in dem die Hypothese einer negativen Auswirkung propagiert wird. Es gibt anderseits auch Untersuchungen, die eine vorteilhafte Auswirkung dieser Medikamente vermuten lassen.

Stellungnahmen zu den ACE-Hemmern und Sartanen finden sich an folgenden Adressen:

Schweiz. Gesellschaft für Kardiologie & Schweiz. Hypertonie-Gesellschaft: https://pkweb.ch/39VYPu8

European Soceity of Cardiology: https://pkweb.ch/39YpS8s

Nephrology Journal Club: http://www.nephjc.com/news/covidace2

Auch zu den Entzündungshemmern finden sich Erläuterungen in den Medien:

z.B. WELT: https://pkweb.ch/2TQcfSO

  • Protonenpumpenhemmer fördern Kolonisation mit multiresistenten Keimen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 12. März 2020

Wie eine systematische Übersicht zeigte, in der 26 Kohorten- und Fall-Kontroll-Studien zusammengefasst worden waren, erhöhen Protonenpumpenhemmer das Risiko einer intestinalen Kolonisation mit multiresistenten Keimen (OR = 1,74 [1,40–2,16]); dies trifft sowohl auf multiresistente Enterobakterien als auch auf vancomycinresistente Enterokokken zu.

Volltext der Studie aus «JAMA Internal Medicine»: Evaluation of the Association Between Gastric Acid Suppression and Risk of Intestinal Colonization With Multidrug-Resistant Microorganisms

  • Leberschäden unter Metamizol (Novalgin® u.a.)
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 11. März 2020

Zwischen 2008 und 2017 wurden in der Hamburger Universitätsklinik 154 Fälle von Leberschäden behandelt, die man als medikamenteninduzierte Überempfindlichkeitsreaktion einstufte (das heisst, durch Paracetamol verursachte Fälle waren nicht dazugerechnet). Das am häufigsten involvierte Medikament war Phenprocoumon (Marcoumar®); bereits auf dem zweiten Platz folgte Metamizol mit 23 von 154 Fällen, noch vor beispielsweise Co-Amoxiclav (Augmentin® u.a.), Tuberkulostatika, Kontrazeptiva oder Diclofenac (Voltaren® u.a.). Die metamizolassoziierten Leberschäden entsprachen mehrheitlich dem hepatozellulären Typ; aber auch cholestatische und gemischte Formen kamen vor. Beim RUCAM-Score erreichten die 23 Metamizol-Fälle einen Medianwert von +7 (mit dem RUCAM-Score, der von −9 bis +14 reicht, wird angegeben, ob man den Leberschaden dem verdächtigten Medikament zuordnen darf; bei einem Wert zwischen +6 und +8 gilt ein Zusammenhang als «wahrscheinlich», bei über +8 als «sehr wahrscheinlich»).

Volltext der Studie aus dem «British Journal of Clinical Pharmacology»: Metamizole: An underrated agent causing severe idiosyncratic drug-induced liver injury

  • Grippeimpfung: Nutzen bei Älteren überschätzt?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 7. März 2020

Vor zwanzig Jahren wurden in Grossbritannien die Empfehlungen zur Grippeimpfung angepasst, und zwar in der Weise, dass Personen im Alter über 65 Jahren in erster Linie geimpft werden sollen. Wie eine retrospektive Untersuchung nun zeigt, führte dies wie gewünscht dazu, dass in den folgenden Jahren die Grippeimpfrate bei den knapp über 65-Jährigen signifikant höher lag als bei den knapp unter 65-Jährigen. Verglich man bei diesen beiden Altersgruppen jedoch die Hospitalisations- und Sterberaten, fand man keine signifikanten Unterschiede, sowohl was Gesamtmorbidität und -mortalität als auch grippebezogene Komplikationen betraf. Damit stelle sich die Frage, ob es die richtige Strategie sei, wenn man bei der Grippeimpfung die über 65-Jährigen priorisiere.

Kurzform der Studie aus den «Annals of Internal Medicine»: The Effect of Influenza Vaccination for the Elderly on Hospitalization and Mortality

  • Nivolumab (Opdivo®) und Zytomegalie-Infektion
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 5. März 2020

Nivolumab – ein sogenannter Immun-Checkpoint-Hemmer, der beim nichtkleinzelligen Bronchuskarzinom, beim Melanom und bei anderen malignen Tumoren eingesetzt werden kann – ruft häufig Durchfall bzw. eine Kolitis hervor. In seltenen Fällen können diese Symptome durch eine Zytomegalie-Infektion oder -Reaktivierung verursacht sein, was durch Nivolumab offenbar ebenfalls begünstigt wird. Die gleichen Nebenwirkungen können unter Ipilimumab (Yervoy®) auftreten, einem anderen Immun-Checkpoint-Hemmer, der manchmal in Kombination mit Nivolumab verwendet wird.

Artikel aus «Drug Safety Update»: Nivolumab: reports of cytomegalovirus (CMV) gastrointestinal infection or reactivation

  • Parkinsonsyndrom durch Gabapentinoide?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 2. März 2020

Die in der WHO-Datenbank gespeicherten Nebenwirkungsmeldungen zu Gabapentin (Neurontin® u.a.) und Pregabalin (Lyrica® u.a.) lassen vermuten, dass diese beiden Medikamente das Risiko eines Parkinsonsyndroms erhöhen. Mit einer sogenannten Disproportionalitätsanalyse wies man nach, dass die Melderate zu parkinsontypischen Symptomen wie zum Beispiel Gangstörungen oder Tremor überdurchschnittlich hoch lag: für Gabapentin betrug die «Reporting Odds Ratio» 2,16 (2,10–2,23), für Pregabalin 2,43 (2,36–2,50).

Kurzform der Studie aus «Movement Disorders»: Parkinsonism associated with gabapentinoid drugs: A pharmacoepidemiologic study

«pharma-kritik»-Nummer mit einem Abschnitt zu Gabapentinoiden (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Nebenwirkungen aktuell