• Totvolumen — ein unterschätztes Problem
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 30. Juni 2015

Etliche Medikamente werden in Form von Kurzinfusionen verabreicht, wobei das verabreichte Volumen relativ klein ist (50 bis 200 ml). Aus technischen Gründen bleibt, abhängig vom Infusionssystem, ein Rest- oder Totvolumen im Infusionssystem. Dadurch kann ein namhafter Wirkstoffanteil – unter Umständen im zweistelligen Prozentbereich – im System zurückbleiben, was je nach Wirkstoff das Risiko einer Unterdosierung birgt. Naturgemäss stellt sich das Problem umso eher, je kleiner das infundierte Volumen ist. Wichtigste vorbeugende Massnahme ist das Nachspülen, eventuell mit Hilfe einer Sekundärinfusion.

Artikel im «Bulletin zur Arzneimittelsicherheit» (Seiten 3–9 der aktuellen Ausgabe): Der vergessene Rest –€ Totvolumina bei Kurzinfusionen

  • Orale Steroide bei radikulären Schmerzen von geringfügigem Nutzen
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 23. Juni 2015

Bei 267 Patienten und Patientinnen mit radikulären Beinschmerzen, die durch eine via MRT bestätigte Diskushernie verursacht waren, verglich man eine orale Prednison-Behandlung doppelblind mit Placebo; die Prednison-Einnahme dauerte insgesamt 15 Tage (je 5 Tage lang 60, 40 und 20 mg). Primärer Studienendpunkt war die Punktezahl beim «Oswestry Disability Index», einem von 0 bis 100 Punkten reichenden Messinstrument, mit dem Schmerzen und funktionelle Einschränkungen erfasst werden. In der Prednison-Gruppe sank dieser Wert von 51,2 auf 32,2 und in der Placebo-Gruppe von 51,1 auf 37,5 Punkte, was einen kleinen, statistisch signifikanten Unterschied bedeutete. Allein auf die Schmerzen bezogen, wirkte Prednison allerdings nicht besser als Placebo.

Kurzfassung der Studie aus dem JAMA: Oral Steroids for Acute Radiculopathy Due to a Herniated Lumbar Disk

  • Rituximab (MabThera®): Wenig Nutzen bei Immunthrombozytopenie
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 16. Juni 2015

Bei Patienten und Patientinnen mit einer Immunthrombozytopenie, die auf Kortikosteroide ungenügend ansprechen, wird zur Zweitlinientherapie unter anderem Rituximab eingesetzt (im «Off-Label»-Gebrauch). Dieses Anwendungsgebiet wurde nun in einer Doppelblindstudie überprüft. 109 Personen mit einer Immunthrombozytopenie erhielten alle vier Wochen eine Infusion mit Rituximab oder Placebo. Die Beobachtungszeit betrug 1½ Jahre. Primärer Endpunkt war der Anteil der Personen, bei denen die Behandlung zuwenig nützte, so dass eine Splenektomie durchgeführt werden musste oder man zumindest die Kriterien für eine Splenektomie als erfüllt zu betrachten hatte. Ein solches Therapieversagen zählte man in der Rituximab-Gruppe bei 58% der Behandelten, in der Placebo-Gruppe bei 69% – was keinen statistisch signifikanten Unterschied bedeutete.

Kurzfassung der Studie aus dem «Lancet»: Rituximab as second-line treatment for adult immune thrombocytopenia (the RITP trial): a multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled trial

  • Cisplatin und venöse Thromboembolien
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 9. Juni 2015

Unter Cisplatin können, wie kürzlich berichtet, Aortenthrombosen vorkommen. Aber auch das Risiko von venösen Thromboembolien scheint durch Cisplatin erhöht zu werden. Der kanadischen Arzneimittelbehörde liegen 21 Fälle vor, in denen das Auftreten einer Venenthrombose oder einer Lungenembolie unter einer Cisplatin-Behandlung beschrieben wurde. Eine systematische Übersicht, vor 2½ Jahren veröffentlicht, kam zum Schluss, dass bei einer Chemotherapie mit Cisplatin das Risiko einer venösen Thromembolie um 67% höher liegt als bei einer anderen Chemotherapie. Aus einer retrospektiven Studie stammt die Beobachtung, dass 18% der mit Cisplatin behandelten Personen eine venöse Thromboembolie erleiden.

Bericht aus dem kanadischen «Health Product InfoWatch»: Cisplatin and venous thromboembolism

Früherer BDN-Text zu Cisplatin: Aortenthrombosen unter Cisplatin

  • Überdiagnose und -behandlung bei der Prophylaxe osteoporotischer Hüftfrakturen?
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 2. Juni 2015

Unter den altersbedingten Knochenbrüchen machen die Hüftfrakturen einen kleineren Anteil aus, sind aber diejenigen mit den weitreichendsten Konsequenzen. Wie ein Artikel im BMJ darlegt, seien die heute angewandten Methoden, mit denen das Frakturrisiko erfasst wird – Knochendichtemessung, Einschätzung des Frakturrisikos zum Beispiel mit dem FRAX-Rechner –, wenig geeignet, um die Häufigkeit von Hüftfrakturen zu vermindern; sie würden vor allem dazu führen, dass zu häufig eine erhöhte Frakturgefahr diagnostiziert und eine Behandlung eingeleitet wird. Weniger als ein Drittel der Hüftfrakturen lassen sich allein einer verstärkten Knochenbrüchigkeit zuschreiben; Hauptgrund für die Hüftfrakturen sind Stürze, die mit dem Alter deutlich zunehmen. Ferner kann das Hüftfraktur-Risiko mit einer medikamentösen Prophylaxe nur marginal gesenkt werden: so müssen zum Beispiel 175 Frauen drei Jahre lang ein Bisphosphonat verwenden, damit eine Hüftfraktur verhindert wird.

Kurzfassung des Artikels BMJ: Overdiagnosis of bone fragility in the quest to prevent hip fracture

«pharma-kritik»-Artikel (nur mit Abonnement/Passwort zugänglich): Behandlung der Osteoporose