Bild des Monats Januar 2010: Die Nadelhölzer und ihre Verderber
Bild des Monats Februar 2010: Asiatischer Hahnenfuss (Ranunculus asiaticus)
Bild des Monats März 2010: Gemeine Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris)
Bild des Monats April 2010: Immergrün (Vinca minor)
Bild des Monats Mai 2010: Pimpernuss (Staphylea pinnata)
Bild des Monats Juni 2010: Moosglöckchen (Linnaea borealis)
Bild des Monats Juli 2010: Steinschmückel (Petrocallis pyrenaica)
Bild des Monats August 2010: Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae)
Bild des Monats September 2010: Deutsche Tamariske (Myricaria germanica)
Bild des Monats Oktober 2010: Breitblättriges Pfaffenhütchen (Euonymus latifolius)
Bild des Monats November 2010: Oxalis (Sauerklee) in Südafrika
Bild des Monats Dezember 2010: Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia)
Der Stich von 1843 zeigt im linken Teil die Fichte (Picea abies, Bild 3-4) mit hängenden Zapfen, in der Mitte die Wald-Föhre (Pinus sylvestris, Bild 1-2) und im rechten Teil die Tanne (Abies alba, Bild 5-7) mit den aufrechten Zapfen.
Die „Verderber“ sind oben die Fichtenblattwespe (Tenthredo pini) und in der Mitte die Nonne (Bombyx monacha). Bereits 1843 war aber im Text zu lesen:
„....Wie die Natur aber nirgends einseitig verfahren ist, so hat sie auch diesen schädlichen Insekten andere Thiere an die Seite gestellt, welche beschäftigt sind, jene zu vertilgen und sie zu diesem Behufe in allen ihren Zuständen und bis in ihre geheimsten Schlupfwinkel zu verfolgen.“
Für das Jahr der Biodiversität 2010 wünsche ich Ihnen viel Freude und interessante Entdeckungen in der Natur.
Der Asiatische Hahnenfuss blüht von Februar bis Juni, je nach Höhenstufe – er kommt vom Meeresniveau bis fast auf 1'000 m vor. Er ist eine westasiatische Art, die bis ins östliche Mittelmeer reicht (Israel bis Türkei, Ägäische Inseln).
Die am meisten verbreitete Blütenfarbe ist weiss, die gelben und roten Farbvarianten sind seltener. Auf Kreta wächst auch eine weisse Variante mit rosa Rändern. Meine beiden Aufnahmen stammen von Zypern (gelb) und Rhodos (rot).
An geeigneten Standorten taucht sie bereits Mitte März auf, wenn der sie umgebende Trockenrasen noch braun und leer ist.
Wegen ihrer frühen Blütezeit wird sie als Gartenpflanze gezüchtet und ist in verschiedenen Farbvarianten erhältlich. Wie viele Hahnenfussgewächse ist auch Pulsatilla vulgaris in allen Pflanzenteilen giftig.
Das Immergrün ist eine weit verbreitete Pflanze unserer Laubwälder der kollinen und montanen Stufe. Es ist ein Halbstrauch mit einer Wuchshöhe von 10 bis 15 cm – also ein sogenannter Bodendecker. Als solcher wird es heute auch in Gärten als Ersatz für die auf Gitterrost und Feuerbrand anfälligen Cotoneaster verwendet.
Die Blätter sind breitlanzettlich, lederig, glänzend - und eben immergrün. Die Blütezeit ist April bis Juni.
Die immergrünen Blätter weisen darauf hin, dass die Pflanze ursprünglich aus wärmeren Gegenden eingewandert ist. Das Immergrün gehört zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae), welche tatsächlich ihr Hauptverbreitungsgebiet in subtropischen und tropischen Gebieten hat. Die Pflanze ist der einzige Vertreter dieser Familie in unserer einheimischen Flora. (Anmerkung: Seit kurzem wird die Familie der Seidenpflanzengewächse/ Asclepiadaceae als Unterfamilie der Hundsgiftgewächse klassiert. Aus dieser Familie stammt die Schwalbenwurz/ Vincetoxicum hirundinaria).
Das Immergrün ist giftig, wurde früher als Heilpflanze für zahlreiche Krankheiten eingesetzt, ist aber heute verboten.
Die Pimpernuss ist ein sommergrüner Strauch lichter Laubwälder der kollinen Stufe mit einer Höhe bis 4 Meter. Die unpaarig gefiederten, gegenständigen Blätter sind 5 bis 7 cm lang. Sie blüht in lang gestielten, hängenden Traubenrispen (staphylé = griechisch Weintraube). Die Kapselfrucht enthält einen Samen, der beim Schütteln klappert (deshalb auch der Name Klappernuss). Man hat in jungsteinzeitlichen Ausgrabungen diese Früchte gefunden, sie wurden also schon früh vom Mensch gesammelt.
In der Schweiz kommt die Pimpernuss sehr verstreut auf der Alpennordseite vor. Sie bevorzugt warme Lagen, z.B. Föhntäler (Walensee, Vierwaldstättersee). Das Hauptverbreitungsgebiet der Pflanze ist Südosteuropa.
Sie ist die einzige Art der Familie der Staphyleaceae oder Pimpernussgewächse in unserer Flora. Diese kleine Familie ist auf der Nordhalbkugel von den gemässigten Breiten bis in die Tropen verbreitet.
Der Strauch wird heute auch als Gartenpflanze gezüchtet, eine medizinische Verwendung ist mir nicht bekannt.
Das Moosglöckchen ist nach dem berühmten schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707 – 1778) benannt. Ihm verdanken wir die grundlegende Ordnung der Pflanzen (aber auch Tiere und Mineralien) nach Familie, Gattung und Art und die entsprechende zweiteilige Namensgebung (Linnaea = Gattung, Linnaea borealis = Art).
Das zarte Pflänzchen war die Lieblingsblume des Wissenschaftlers! Das Verbreitungsgebiet ist zirkumpolar, d.h. Linnaea kommt sowohl in Nordamerika als auch in Nordeuropa und Nordsibirien vor. In der Schweiz beschränkt sich ihr Vorkommen fast ausschliesslich auf Graubünden und das Wallis. Sie wächst in moosigen, schattigen Nadelwäldern und blüht in den Monaten Juni und Juli.
Die Pflanze wird nur 5 bis 15 cm hoch, aus einer kriechenden, holzigen Grundachse mit wintergrünen Blättern wachsen Blütenstängel, welche jeweils 2 hellrosa Blütenglöckchen tragen.
Die Pflanze wurde zur Familie der Geissblattgewächse (Caprifoliaceae) gezählt, in jüngster Zeit in einer eigenen Familie der Linnaeaceae abgetrennt.
Auf den 1. Blick meint man, eine Polsternelke (Silene acaulis) vor sich zu haben. Doch die Pflanze hat 4 Kronblätter, was auf die Familie der Kreuzblütler hinweist. Petrocallis pyrenaica ist die einzige Art dieser Gattung. Die Blätter sind in Rosetten angeordnet, die ganze Pflanze ist ein sogenanntes Hohlkugelkissen. Diese Wuchsform bietet in der rauen Umgebung (Kalkfelsen und Schuttfluren) verschiedene Vorteile: Der Wind findet wenig Widerstand, im Innern des Polsters herrscht ein Mikroklima, das ausgeglichener ist als die Umgebung.
Der Steinschmückel wächst in den nördlichen und südlichen Kalkalpen sowie in den Pyrenäen. Sein Verbreitungsgebiet ist stark zerstückelt. Man schliesst daraus, dass die Pflanze die Eiszeiten auf isolierten eisfreien Gipfeln überdauert hat und spricht von einem sogenannten Tertiärrelikt.
Der Naturforscher Johann Gessner hat die Pflanze 1731 möglicherweise als Erster am Säntis entdeckt. Nach anderen Quellen war es bereits Konrad Gesner 1560 am Pilatus.
Die Blütezeit ist je nach Schneebedeckung von Ende Juni bis Anfang August.
Die etwas 200 Arten der Gattung (in der Flora Helvetica 20) sind ein- oder mehrjährige Wurzelparasiten. Sie produzieren also kein eigenes Chlorophyll, sondern beziehen ihre Nährstoffe aus der Wirtspflanze. Auf deutsch werden die Orobanchen als „Würger“ bezeichnet, also Klee-Würger, Salbei-Würger, etc.
Zur Bestimmung der Art ist es daher wichtig, die Umgebung der Pflanze zu betrachten. Die Samen der Sommerwurz gehören zu den kleinsten aller Pflanzensamen (0,3 bis 0,5 mm).
Die dargestellten Aufnahmen stammen beide aus dem Val Müstair im südlichen Graubünden und zeigen links den Berberitzen-Würger (Orobanche lucorum) und rechts den Sand-Würger (Orobanche arenaria). Letzterer schmarotzt auf Feld-Beifuss (Artemisia campestris).
Die Deutsche Tamariske ist eine typische Pionierpflanze auf Schotterflächen von Gebirgsflüssen mit wechselndem Wasserstand. Weil die Pflanze sehr lichtbedürftig ist, verschwindet sie rasch, wenn andere Sträucher wie Weiden und Erlen aufkommen. Sie ist also auf Hochwasser angewiesen, welche die Flusslandschaft verändern und wieder neue freie Flächen schaffen. In der Schweiz kommt die Pflanze in Graubünden relativ häufig vor, sonst ist sie sehr selten. Meine Bilder stammen aus dem St. Galler Rheintal bei Montlingen. Ich habe sie aber auch schon im Gletschervorland des Morteratschgletschers gefunden.
Die Deutsche Tamariske blüht recht lange, manchmal 2 Mal im Jahr von Juni bis September. Die Blüten sind weiss oder hellrosa.
Die Deutsche Tamariske ist die einzige Art der Familie Tamariskengewächse (Tamaricaceae) in Mitteleuropa. Die Gattung Myricaria mit etwa 13 Arten hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in China.
Der erste weist auf die Ähnlichkeit der Früchte mit den früheren Kopfbedeckungen höherer katholischer Würdenträger hin, der zweite auf die Verwendung des Holzes. Dieses ist nämlich sehr hart und wurde deshalb früher zur Herstellung von Spindeln zum Spinnen von Fäden verwendet.
Die Pflanze gehört zur Familie der Celastraceae (Spindelbaumgewächse) mit tropischem Verbreitungsgebiet.
In Mitteleuropa kommen 3 Arten dieser Gattung vor: das häufige Gemeine (Euonymus europaeus), das Breitblättrige (Euonymus latifolius) und im östlichen Mitteleuropa (Österreich, Tschechien) das Warzige Pfaffenhütchen (Euonymus verrucosus).
Im Vergleich zum Gemeinen Spindelstrauch fällt unsere Art durch die sehr grossen Blätter auf (7 – 12 cm lang), Blüten und Früchte sind meist 5teilig (E. europaeus 4teilig).
Sie wächst in Wäldern tiefer, milder Lagen, steigt aber in den Alpentälern bis in die subalpine Stufe. In der Schweiz liegt das Verbreitungszentrum in der Nordostschweiz.
Die weissen Samen sind von einem dünnen orange gefärbten Samenmantel umgeben, die Kapsel ist rot und zieht im Herbst Vögel an. Für den Mensch ist die Frucht allerdings giftig.
In der Schweiz ist die Gattung Oxalis mit einer einzigen Art vertreten: ab April blüht der Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) in Wäldern der kollinen bis subalpinen Stufe. Daneben gibt es noch 2 Neophyten (Oxalis stricta und corniculata).
In Südafrika sind es über 200 Arten, welche vor allem in den (Süd)Wintermonaten Juni bis August ihren Blühschwerpunkt haben. Geografisch konzentriert sich ihr Vorkommen auf die Provinz Western Cape und das Namaqualand an der Grenze gegen Namibia.
Die tief sitzenden Zwiebeln beginnen bereits vor den ersten Winterregen zu treiben und durchbrechen die harte Erdkruste. Oxalisarten kommen in fast allen Farbtönen ausser blau vor, entweder als Einzelblüten oder in Rispen.
An Klee (Trifolium) erinnern nur die Blätter. Oxalis gehört aber nicht zur Familie der Schmetterlingsblütler, sondern zu einer eigenen (kleinen) Familie der Oxalidaceae. Neben Südafrika sind Brasilien und Mexico Schwerpunkte dieser Familie.
Die Auswahl zeigt Oxalis purpurea (links oben), Oxalis ambigua (rechts oben), Oxalis pes-caprae (links unten) und Oxalis comosa (rechts unten).
Der Baum ist in Europa und Asien in den gemässigten Zonen verbreitet und wird bis 15 Meter, als Einzelbaum ohne Konkurrenz bis 25 Meter hoch. In der Schweiz kommt er in allen Landesgegenden und zwar von der kollinen bis in die subalpine Stufe vor. Er ist bezüglich Feuchtigkeit, Nährstoffgehalt und Säuregrad des Bodens anspruchslos, wächst in Laub- und Nadelwäldern und steigt in den Alpen bis zur Baumgrenze. Wegen seiner Robustheit wird er auch als Gartengehölz oder Alleebaum angepflanzt.
Die Gattung Sorbus gehört zur Familie der Rosengewächse und umfasst in unserer einheimischen Flora ausserdem noch den Mehlbeerbaum (mit verschiedenen Arten), den Speierling und die Zwergmispel (einen alpinen Zwergstrauch).
Die namensgebenden rot-orangen Beeren werden von den Vögeln gerne gefressen. Mit dem Kot der Vögel werden die Samen verbreitet (sogenannte Ornithochorie).
Die gekochten Beeren sind auch für den Menschen essbar, sie haben einen hohen Vitamin C-Gehalt. In manchen Gegenden wird auch Konfiture und Schnaps daraus gemacht.
Das Foto stammt aus dem Aletschwald im Wallis auf 1'900 Meter Seehöhe (nach einem frühen Schneefall).