Bild des Monats Januar 2015: Conrad Gesner
Bild des Monats Februar 2015: Dickblattgewächse der Kanarischen Inseln
Bild des Monats März 2015: Zungenstendel (Serapias neglecta)
Bild des Monats April 2015: Hohlknolliger Lerchensporn (Corydalis cava)
Bild des Monats Mai 2015: Hügel-Windröschen (Anemone sylvestris)
Bild des Monats Juni 2015: Allermannsharnisch (Allium victorialis)
Bild des Monats Juli 2015: Kreuzblättriger Enzian (Gentiana cruciata)
Bild des Monats August 2015: Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense)
Bild des Monats September 2015: Berg-Aster (Aster amellus)
Bild des Monats Oktober 2015: Lebensraum Hochmoor
Bild des Monats November 2015: Fynbos in Südafrika
Bild des Monats Dezember 2015: Haselstrauch (Corylus avellana)
Conrad Gesner (1516 – 1565)
Conrad Gesner gilt als einer der berühmtesten Naturforscher der Schweiz. Er war auch Stadtarzt in Zürich und gründete dort den 1. Botanischen Garten. Er war einer der ersten „Feldbotaniker“, bestieg Berge (u.a. den Pilatus bei Luzern) und beschrieb viele Alpenpflanzen. Nachdem die Berge vor seiner Zeit als abschreckend und gefährlich, sogar als hässlich betrachtet wurden, konnte er sich für die Schönheit der Alpen begeistern:
“ Welch herrlicher Genuss, was für eine Wonne ist es, die unermesslichen Bergmassen bewundernd zu betrachten. Nur Menschen mit träger Seele bewundern nichts, bleiben in dumpfer Gefühlslosigkeit zuhause, liegen gleich Murmeltieren in einem Winkel begraben.”
Gesner Hauptwerk ist seine vierbändige Historia animalium, auch über Fossilien und Mineralien forschte er, sein botanisches Werk Historia Plantarum blieb leider unvollendet. Er starb 1565 an der Pest.
Zu seinen Ehren wurde eine grosse Pflanzenfamilie, die Gesneriaceae benannt. Diese Familie kommt vor allem in den Tropen vor. In Europa sind es wenige Arten aus den Gattungen Ramonda, Haberlea und Jankea, welche in den Pyrenäen und auf dem Balkan die Eiszeiten überlebt haben (sogenannte Tertiärrelikte). Als Beispiel zeige ich Jankea heldreichii vom Olymp in Griechenland. Das als Zimmerpflanze bekannte Usumbara-Veilchen (Saintpaulia ionantha) gehört ebenfalls zu den Gesneriaceae.
Vor einem Jahr habe ich die Gattung Natternkopf (Echium sp.) der Kanarischen Inseln als Beispiel für die Biodiversität vorgestellt. Ein weiteres Beispiel ist die Familie der sukkulenten Dickblattgewächse (Crassulaceae). Diese ist auf den Kanaren mit 4 Gattungen vertreten: Aeonium (32 Arten), Greenovia (4), Monanthes (8) und Aichryson (10). Alle diese Arten sind auf den Kanaren endemisch, d.h. sie kommen nur hier vor und zwar teilweise nur jeweils auf einer Insel. Verwandte Arten wachsen auf Madeira, den Kapverdischen Inseln und Marokko. Nach heutiger Lehrmeinung hat sich die Differenzierung in einzelne Arten vor allem aus der Isolation ergeben. Nicht nur die Insel als typische „Isolationszelle“, sondern auch die Topografie der Inseln mit tiefen Schluchten und senkrechten Felswänden trägt dazu bei.
Die Arten der grössten Gattung Aeonium unterscheiden sich untereinander vor allem durch die Form der Blattrosetten, die Blütenfarbe ist gelb, weiss oder rosa. Die Gattung Greenovia mit gelben Blüten hat einen leicht veränderten Blütenaufbau. Monanthes und Aichryson sind wesentlich kleiner (5 – 10 cm hoch) und wachsen vor allem an schattigen, feuchten Felswänden.
Mein Bild zeigt Aeonium decorum von der Insel Gomera. Die Art kommt auch auf der Nachbarinsel Teneriffa vor.
P.S.: Viele der kanarischen Dickblattgewächse werden auch als Zimmerpflanzen gezüchtet, weil sie anspruchslos und leicht zu pflegen sind.
Orchideen gelten zu Recht als Highlights der mediterranen Flora. Bereits im Februar und März beginnen die ersten Arten zu blühen und erreichen im April ihren Höhepunkt. Die Gattung Serapias umfasst 16 Arten (mit einigen zusätzlichen Unterarten), die meisten kommen im mediterranen Gebiet vor, 1 Art in Georgien und 1 Art ist auf den Azoren endemisch. Serapias vomeracea (Pflugschar-Zungenstendel) kommt auch in der Schweiz vor, nämlich im südlichen Tessin.
Der deutsche Name ist sehr zutreffend: die Gattung ist unverkennbar durch die auffallend grosse Lippe, die einer Zunge ähnlich schaut. Der botanische Name leitet sich vom ägyptisch-hellenistischen Gott Serapis ab, der als Sinnbild der Fruchtbarkeit galt. Über Nacht werden die Blüten von Serapias gern von Insekten als Schlafplatz benutzt (als Nebeneffekt kann die Bestäubung der Pflanze erfolgen) – man spricht von „Schlafstättenblumen“.
Mein Bild der Serapias neglecta stammt aus den Cinque Terre, wo sie am Rand eines Rebbergs oberhalb von Manarola bereits Ende März blühte.
Die Pflanze des Monats gehört zu den Frühblühern. Diese wachsen und blühen vor dem Laubaustrieb im Wald, um das Sonnenlicht für die Photosynthese zu nutzen. Meist besitzen sie auch unterirdische Speicherorgane, die ein rasches Wachstum und Blühen im Frühling ermöglichen (Rhizome, Zwiebeln, Sprossknollen, Wurzelknollen).
Der Lerchensporn ist eine mitteleuropäische Pflanze und in der Schweiz auf der Alpennordseite weit verbreitet. Standorte sind neben Laubwäldern auch Hecken und Baumgärten der kollinen und montanen Stufe.
Neben Corydalis cava wächst vor allem Im Wallis auch Corydalis solida (Festknolliger Lerchensporn), der sich aber nur unwesentlich von der gezeigten Art unterscheidet. Die Gattung gehört zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Weltweit gibt es ca. 300 Lerchenspornarten – sie sind vor allem in den gemässigten Zonen der Nordhalbkugel verbreitet.
Der Nektar ist in der blütenarmen Zeit eine wertvolle Nahrung für Bienen und Hummeln. Die Samenverbreitung erfolgt einerseits durch Ameisen, die Pflanze kann sich aber auch vegetativ über Tochterknollen vermehren.
Dieses osteuropäische Hahnenfussgewächs kommt in der Schweiz ursprünglich nur im Schaffhauser Randen vor. Auch hier ist nicht ganz klar, ob die Bestände aus dem süddeutschen Raum verpflanzt wurden. Der grösste Standort befindet sich bei der SAC-Hütte auf dem Hasenbuck. Isolierte Fundstellen gibt es in Süddeutschland und im Elsass. Die Pflanze ist ein typisches Element der pannonischen Flora, in Ost-Österreich ist sie an geeigneten Standorten verbreitet. Durch die Naturgarten-Idee wird Anemone sylvestris heute auch in Gärten gepflanzt und kann verwildern.
Das Hügel-Windröschen ist wesentlich grösser als das weit verbreitete Busch-Windröschen, es erreicht eine Höhe von 20 bis 40 cm und einen Blütendurchmesser von 4 bis 7 cm. Lebensräume sind lichte, sommertrockene Föhrenwälder und Halbtrockenrasen. Die Blütezeit ist Mai.
Der Name unserer Pflanze des Monats macht neugierig. Ein Harnisch schützt gegen Krankheit, Zauber (?)... Im lateinischen Namen steckt der Sieg drin und tatsächlich heisst sie auch Siegwurz, Sigmarslauch, etc. In der Flora Helvetica ist auch der seltsame Name „Nünhemlere“ erwähnt. Dieses Wort stammt nach meinen Nachforschungen aus dem Emmental. Der Allermannsharnisch galt wegen seines starken Geruchs als Abwehrmittel gegen Hexen und bösen Zauber. Die Zwiebel wurde zu diesem Zweck in ein Loch über der Stalltür oder in die Türschwelle gelegt. Auf Wikipedia finden sich noch weitere 30 Volksnamen! Auf alle Fälle gehört die Pflanze zur Gattung Lauch und diese zur Familie der Amaryllisgewächse. Sie kommt in allen Gebirgen Eurasiens von der montanen bis in die alpine Stufe vor, auf Bergwiesen, Hochstaudenfluren und steinigen Hängen. In der Schweiz ist sie vor allem in den nördlichen Kalkalpen verbreitet. Die Blütezeit ist Juni bis August.
Die Anwendung in der Volksmedizin konzentriert sich auf Blutreinigung und Entschlackung. Offenbar gibt es aber bis heute keine wissenschaftlichen Untersuchungen über die Wirkung der Pflanze.
Enziane werden gerne mit den alpinen Regionen in Verbindung gebracht. Unsere Pflanze des Monats wächst aber von der kollinen bis in die subalpine Stufe, vor allem in Trockenwiesen und lichten Wäldern. Leider ist sie in den letzten Jahrzehnten infolge der veränderten Bewirtschaftung (Stichwort: Düngung!) äusserst selten geworden. In der Schweiz findet man den Kreuz-Enzian vor allem im Jura und in den alpinen Trockentälern von Graubünden und Wallis (meine Aufnahme stammt aus dem Puschlav). Darüber hinaus kommt er in Europa (ausser Grossbritannien und Skandinavien) und in Westasien vor. Die Blütezeit ist Juni bis September.
Die Zahl 4 spielt eine wichtige Rolle bei dieser Pflanze: Die lanzettlichen Blätter stehen kreuzweise gegenständig, die Blüte weist 4 Kronzipfel auf (im Gegensatz zum ähnlichen Schwalbenwurz-Enzian mit 5 Zipfeln). Dies führte im Mittelalter zu einer religiösen Symbolik (Erlösung durch Christus am Kreuz).
Der Kreuz-Enzian ist für den Kreuzenzian-Ameisenbläulings (Phengaris rebeli) der bevorzugte Futterpflanze für ihre Raupen – hier gibt es eine Parallelität zum Lungen-Enzian, auf den der Kleine Moorbläuling (Phengaris alcon) seine Eier ablegt. Für die sehr interessante „Zusammenarbeit“ zwischen Pflanze, Schmetterling und Ameise verweise ich aufs Internet ->
https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzenzian-Ameisenbl%C3%A4uling
Die sogenannte Ackerbegleitflora gehört heute zu den am meisten gefährdeten Pflanzengruppen der Schweiz. Gründe für den Rückgang sind verstärkte Düngung und Saatgutreinigung. Die Agrarpolitik des Bundes versucht mit diversen Massnahmen, diese Flora zu fördern (Ackerschonstreifen, Buntbrachen). In dieser Gruppe von Pflanzen sind viele Einjährige zu finden, welche eine Bodenbearbeitung bzw. offenen Boden benötigen. Besonders in den inneralpinen Trockentälern wie das Rhonetal im Wallis, das Unterengadin und Münstertal, wo früher der Getreideanbau verbreitet war, haben diese Pflanzen auf natürliche Weise überlebt.
Dazu gehört auch der hier vorgestellte Acker-Wachtelweizen aus der Familie der Sommerwurzgewächse. Er ist ein Halbschmarotzer, welcher vor allem auf Gräsern aber auch Schmetterlingsblütler schmarotzt. Von seinen gelb blühenden Verwandten im Wald (Melampyrum sylvaticum und pratense) unterscheidet sich unsere Pflanze durch die auffällige Färbung in purpur und gelb.
Mein Bild stammt aus der Umgebung von Sent im Unterengadin.
Im Monat September nimmt die Artenvielfalt der Blütenpflanzen rapid ab. Eine spät blühende Art ist die Berg-Aster, welche auch als Gartenpflanze gezüchtet wird. In der Natur kommt sie in Trockenrasen und lichten Föhren- und Flaumeichenwäldern vor. In der Schweiz konzentrieren sich ihre Vorkommen auf den Jura und das Tessin. Weltweit hat die Pflanze ein eurasiatisches Verbreitungsgebiet mit Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa.
Im Gegensatz zur einköpfigen Alpen-Aster (Aster alpinus) ist die Berg-Aster stets mehrköpfig, wächst in Gruppen und wird bis zu 60 cm hoch. Die Pflanze ist strikt auf kalkhaltige Böden beschränkt, was ihr auch den 2. Namen Kalk-Aster gebracht hat. Der lateinische Name geht auf den römischen Dichter Vergil zurück, der die Pflanze in seiner Heimat in Norditalien beschrieben hat.
Die Aster ist die namensgebende Gattung der Familie Korbblütler (Asteraceae).
Moore zählen wegen ihrer zahlreichen seltenen und oft hoch spezialisierten Pflanzen- und Tierarten zu den schutzwürdigen Lebensräumen. Hochmoore sind durch Verlandung ehemaliger Seen entstanden. Sie beziehen ihr Wasser nur aus dem Niederschlag, während Flachmoore von Oberflächen- und Regenwasser gespeist werden. Über Jahrhunderte hat sich durch die Verrottung von Sphagnum-Moosen ein Torfkörper gebildet, der extrem nährstoffarm, sauer und artenarm ist. Eine Charakterpflanze der Hochmoore ist z.B. der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia), den ich als Pflanze des Monats im Juli 2006 vorgestellt habe.
Seit der Rothenturm-Abstimmung 1987 sind alle Moore in der Schweiz geschützt. Eine 2007 vom Bund durchgeführte Erfolgskontrolle zeigt allerdings, dass sich die Qualität der Moore von nationaler Bedeutung verschlechtert hat, d.h. dass sie nährstoffreicher und trockener geworden sind. Gründe sind Nährstoffeinträge aus der umgebenden Landwirtschaft und aus der Luft, sowie Störungen im Wasserhaushalt. Mittels sog. Moor-Regenerationen versucht man, das Wasser im Hochmoor durch den Einbau von Spundwänden zurückzuhalten. Mein Bild zeigt das Hochmoor Salomonstempel in der Gemeinde Ebnat-Kappel SG nach einer von Pro Natura durchgeführten Regeneration.
Die Pflanzenvielfalt in Südafrika konzentriert sich vor allem auf einen Lebensraum, der als Fynbos (übersetzt „Feinbusch“) bezeichnet wird. Kennzeichen sind immergrüne, hartlaubige Sträucher, nährstoffarme Böden, mehr als 400 mm Jahresniederschlag (vor allem Winterregen). Eine Analogie mit der mediterranen Macchia drängt sich auf.
Die wichtigsten vorkommenden Familien sind die Heidekrautgewächse (Ericaceae) mit 670 Arten, Proteagewächse (Proteaceae) mit 330 Arten und die Restiogräser (Restionaceae) mit 320 Arten. Daneben kommen auch vielen Geophyten aus den Familien der Iris-, Amaryllis- und Liliengewächse vor. Die Pflanzenvielfalt im Fynbos ist enorm – ca. 9'000 Arten, davon 70% endemische. Einzelne „Hot spots“ wie der Tafelberg bei Kapstadt weisen 1'400 Arten auf.
Ich möchte aber eine Familie vorstellen, die im Fynbos endemisch ist (mit ca. 70 Arten) – die Bruniaceae. Die Pflanzen dieser Familie sind immergrüne, klein- und hartlaubige Sträucher, meist mit ährigen oder kopfigen Blütenständen. Pollenfunde zeigen, dass es sich um eine alte Familie handelt (Tertiär und späte Kreide, d.h. 65 – 100 Mio. Jahre).
Mein Foto zeigt Brunia stokoei aus dem Naturreservat Kogelberg zwischen Kapstadt und Hermanus.
Diese Pflanze ist seit der Steinzeit für den Menschen wichtig und vertraut. Die Nüsse werden auch heute noch in vielen Lebensmitteln verwendet, der Anbau erfolgt „industriell“, wobei die Türkei mit einer Ernte von über 600'000 Tonnen pro Jahr an 1. Stelle der Produzenten steht. In der Natur kommt der Strauch aus der Familie der Birkengewächse von der kollinen bis in die subalpine Stufe an Waldrändern und in Gebüschen vor. Das Verbreitungsgebiet ist Europa (bis zum Polarkreis) und Kleinasien bis zum Kaukasus. Der botanische Name wird von der antiken Stadt Abella in Kampanien abgeleitet, wo die Hasel schon von den alten Römern angebaut wurde.
Jetzt im Winter fallen bereits die männlichen Blütenstände („Haselwürstli“) auf, die zusammen mit den Blattknospen, in denen sich die weiblichen Blüten verbergen, für den Frühling bereit sind. Die Blütezeit ist Februar bis April, kann aber je nach den herrschenden Temparaturen auch schon früher beginnen. Für Allergiker beginnt dann die 1. Phase der Leidenszeit, für die früh ausfliegenden Bienen ist die Hasel eine willkommene Nahrung. Die weite Verbreitung des Haselstrauchs schlägt sich auch in vielen Orts- und Flurnamen nieder (Hasel, Haslen, Hasli,...)