Alkohol erhöht Brustkrebsrisiko
- a -- Smith-Warner SA, Spiegelmann D, Yaun SS et al. Alcohol and breast cancer in women. JAMA 1998 (18. Februar) 279: 535-40 [Link]
- Kommentar: Beat Thürlimann
- infomed screen Jahrgang 2 (1998)
, Nummer 3
Publikationsdatum: 1. März 1998 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Mehrere Studien lassen annehmen, dass Alkoholkonsum zur Entstehung von Brustkrebs beitragen kann. Im vorliegenden Bericht sind 6 prospektive Studien zur Frage der Auswirkungen des gesamten und des getränkespezifischen Alkoholkonsums zusammengefasst. Zudem wurde versucht, mögliche Einflüsse auf den Zusammenhang Alkohol-Brustkrebs zu erfassen.
Methoden
Die durch Literatursuche ausgewählten Studien umfassten 322’647 Frauen aus Nordamerika, Schweden und den Niederlanden. Die meisten dieser Studien dauerten etwa 5 Jahre. Es handelte sich um Studien, in denen mittels Fragebogen die Ess- und Trinkgewohnheiten erfragt wurden.
Ergebnisse
4’335 Frauen entwickelten einen Brustkrebs. Das Risiko, einen invasiven Brustkrebs zu entwickeln, war bei Frauen, die zwischen 30 g und 60 g Alkohol (etwa 3-5 Glas) pro Tag einnahmen, um 41% höher als bei abstinenten Frauen. Weniger als 1% der Frauen konsumierten mehr als 60 g Alkohol pro Tag. Das relative Risiko nahm pro 10 g Alkohol täglich linear um etwa 9% zu. Diese Risikozunahme war unabhängig von der Art der alkoholischen Getränke. Kein Einfluss fand sich auch für Alter und Gewicht der Frauen, eine Brustkrebsanamnese in der Familie und eine Hormonsubstitution.
Schlussfolgerungen
Mit zunehmendem Alkoholkonsum nimmt das Brustkrebsrisiko zu. Bei regelmässigem Alkoholkonsum kann dieses Risiko durch Beschränkung der Menge reduziert werden.
Zusammenfassend zeigt diese «pooled analysis» eine etwa 8-9%ige Steigerung für das Auftreten von Brustkrebs pro 10 g Alkohol täglich, wobei allerdings das «statistische Rauschen» für Werte bis zu 15 g/Tag das Erkennen eines klaren Zusammenhangs erschwert. Stärken dieser Untersuchung sind der Einschluss von nur grossen Studien und die Bemühungen, andere bekannte Risikofaktoren zu korrigieren. Zu den Schwächen gehört die Tatsache, dass alle Studien aus Hochrisikoländern kommen, dass der Follow-up nur 3-7 Jahre beträgt und dass Alkoholexposition vor den Studien nicht berücksichtigt ist.
Beim Alkoholkonsum könnte es sich auch um einen Marker für einen Lebensstil mit hohem Brustkrebsrisiko handeln, der nicht vom Alkoholkonsum allein bestimmt wird. Insgesamt ist die Voraussagekraft starker prognostischer Faktoren wie Familienanamnese mit erstgradigen (prämenopausalen) Verwandten oder bestimmte genetische Mutationen viel grösser. Alkoholkonsum ist aber bisher als Risikofaktor eher unterschätzt worden. Dabei kann er relativ leicht durch eine Einschränkung des Alkoholkonsums auf unter 15 g/Tag beeinflusst werden.
Beat Thürlimann
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