Sind Mobiltelefone gefährlich? (Studie 2)
- f -- Lahkola A, Auvinen A, Raitanen J et al. Mobile phone use and risk of glioma in 5 North European countries. Int J Cancer 2007 (15. April); 120: 1769-75 [Link]
- Zusammenfassung: Martin Röösli
- Kommentar: Martin Röösli
- infomed screen Jahrgang 11 (2007)
, Nummer 2
Publikationsdatum: 1. März 2007 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Studienziele
Mittels einer bevölkerungsbasierten Fall-Kontroll-Studie wurde untersucht, ob zwischen der Benutzung von Mobiltelefonen und Gliomen ein Zusammenhang besteht.
Methoden
Die Studie gehört zur INTERPHONE-Studie, die von der WHO koordiniert in 13 Ländern durchgeführt wurde. In dieser Studie werden Daten von 1'522 Personen mit einem Gliom und 3'301 Kontrollpersonen aus Dänemark, Finnland, Grossbritannien, Norwegen und Schweden präsentiert. Die Exposition gegenüber Mobiltelefonen und potentiellen Störgrössen (beispielsweise Ausbildung) wurde retrospektiv mittels Fragebogen erfasst. Regelmässige Nutzung eines Mobiltelefons war definiert als mindestens ein Anruf pro Woche während einem halben Jahr. Zudem wurde eine Reihe weiterer Expositionsparameter im Zusammenhang mit der Nutzung von Mobiltelefonen ausgewertet.
Ergebnisse
Regelmässiger Mobiltelefongebrauch war nicht mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko für Gliome assoziiert («Odds Ratio » 0,78, 95% CI 0,68-0,91). Für Personen, die vor mehr als zehn Jahren mit der Benutzung eines Mobiltelefons begonnen hatten und auf der zum Telefonieren bevorzugten Seite erkrankt waren, zeigte sich ein knapp signifikant erhöhtes Erkrankungsrisiko von 1,39 (95%-CI 1,01-1,92).
Schlussfolgerungen
Das Gliomrisiko ist bei Personen, die ihr Mobiltelefon seit weniger als 10 Jahren benutzen, nicht erhöht. Jedoch wurde bei Langzeitnutzung ein erhöhtes Risiko in den am stärksten exponierten Hirnregionen beobachtet, was kausal bedingt sein könnte, jedoch auch durch Zufall oder systematische Verzerrungen.
Beide Studien zusammengefasst von Martin Röösli
Jetzt liegen zwei qualitativ gute und grosse Studien zum Hirntumorrisiko bei Nutzung von Mobiltelefonen vor, und dennoch bleiben in Bezug auf das langfristige Risiko Fragen offen. Dies ist auf den ersten Blick ernüchternd. Das Hauptproblem bei diesen Beobachtungsstudien ist, dass die Personen, die in den 80-er und 90-er Jahren Mobiltelefone benutzten, eine selektive Auswahl der Bevölkerung darstellen. Sie weisen einen höheren sozioökonomischen Status auf und unterscheiden sich wahrscheinlich in ihrem Lebensstil und Risikoprofil von der Allgemeinheit. Folglich sind also Vergleiche mit der Allgemeinheit mit Unsicherheiten behaftet. Klarheit zu langfristigen Risiken wird es wohl erst geben, wenn ein substantieller Anteil der Bevölkerung über längere Zeit ein Mobiltelefon genutzt hat. Die beiden Studien zeigen zumindest, dass ein allfälliges Risiko aus individueller Sicht klein ist. Angesichts der weltweit verbreiteten Nutzung von Mobiltelefonen besteht jedoch aus gesamtgesellschaftlicher Sicht Bedarf, auch allfällige geringe Langzeitrisiken sorgfältig abzuklären.
Martin Röösli
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