Bild des Monats Januar 2012: Clusius (Charles de l'Écluse)
Bild des Monats Februar 2012: Erdbeerbaum (Arbutus unedo)
Bild des Monats März 2012: Knollige Wallwurz (Symphytum bulbosum)
Bild des Monats April 2012: Kleines Knabenkraut (Orchis morio)
Bild des Monats Mai 2012: Turiner Waldmeister (Asperula taurina)
Bild des Monats Juni 2012: Alpen-Wachsblume (Cerinthe glabra)
Bild des Monats Juli 2012: Keltischer Baldrian (Valeriana celtica)
Bild des Monats August 2012: Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)
Bild des Monats September 2012: Blassgelber Eisenhut (Aconitum anthora)
Bild des Monats Oktober 2012: Alpen-Heckenkirsche (Lonicera alpigena)
Bild des Monats November 2012: Korbblütler Südafrikas
Bild des Monats Dezember 2012: Roter Holunder (Sambucus racemosa)
Der Botaniker Charles de l’Écluse, genannt Clusius wurde 1526 in Arras (Flandern, heute Frankreich) geboren und starb 1609 in Leiden (Niederlande). Wie damals üblich studierte er sehr umfassend, nämlich Jura, Philosophie, Medizin in Gent, Löwen, Marburg und Paris. 1573 bis 1576 war er Hofbotaniker am Hof Kaiser Maximilians II. in Wien. Er legte ein erstes Alpinum an und erforschte die Pflanzen in den Ostalpen (Schneeberg, Ötscher). Wien verdankt ihm auch die Einführung wichtiger Nutz- und Zierpflanzen wie die Kartoffel und die Rosskastanie.
Als der tolerante Kaiser starb, war Clusius wegen seines reformierten Glaubens beim Nachfolger am katholischen Kaiserhof nicht mehr erwünscht. Er wechselte auf das Schloss eines ungarischen Grafen, wo er seine Forschungen fortsetzen konnte. Er machte sich vor allem um die Erforschung der Pannonischen Flora verdient.
1593 wurde Clusius Professor für Botanik an der neu gegründeten Universität von Leiden in Holland. Dort verfasste er die Mahrzahl seiner Werke, die neben Pflanzen auch die Pilze zum Thema hatten.
Viele Pflanzen sind nach dem Forscher benannt: Gentiana, Primula, Paeonia, Tulipa,.... und die im Bild gezeigte Potentilla clusiana (Ostalpen-Fingerkraut). Diese Polsterpflanze mit den weissen Blüten und den silbrig behaarten Blättern wächst in den Ostalpen von Niederösterreich bis Bayern und Slowenien.
Der Westliche Erdbeerbaum aus der Familie der Erikagewächse blüht den ganzen Winter hindurch. Am Anfang der Blütezeit, also im Oktober/ November kann man Früchte und Blüten gleichzeitig sehen – wie auf meinem Bild von der Insel Elba.
Die Pflanze wächst als ca. 3 bis 5 Meter hoher Strauch mit immergrünen ledrigen lanzettlichen Blättern. Die weissen Blütenrispen zeigen die Verwandtschaft mit Erica, die Früchte wechseln die Farbe von grün über orange bis dunkelrot. Sie sind essbar und im vollreifen Zustand gar nicht schlecht. In gewissen Gegenden wird sogar Marmelade, Likör oder Schnaps daraus gewonnen.
Das Verbreitungsgebiet des Westlichen Erdbeerbaums ist das ganze Mittelmeergebiet, während sich sein Verwandter, der Östliche Erdbeerbaum (Arbutus andrachne) wirklich auf den Osten beschränkt. Letzterer unterscheidet sich von unserer Pflanze vor allem durch seine deutlich rötliche Rinde.
Die Knollige Wallwurz blüht sehr früh im März/ April in Laubwäldern und Rebbergen der kollinen und montanen Stufe. In der Schweiz beschränkt sich ihr Vorkommen auf das Südtessin, der Verbreitungsschwerpunkt liegt im mediterranen Raum. Hier wächst auch noch eine 2. ähnliche Art – die Knotige Wallwurz (Symphytum tuberosum), die sich geringfügig von der gezeigten Art unterscheidet.
Wörtlich übersetzt müsste die Pflanze eigentlich Närrisches oder Narrenkappen-Knabenkraut heissen. Typisches Kennzeichen ist der gestreifte Helm und die punktierte Lippe dieser Orchidee. Was die Farbvarianten betrifft, kann sie auch ganz närrisch tun: sie kommt am häufigsten purpurn, aber auch violett, rot, rosa, grünlich oder weiss vor. Die Blütezeit in Mitteleuropa ist je nach Höhe April bis Juni.
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den Britischen Inseln und Südschweden bis nach Nordafrika, Kleinasien und zum Kaspischen Meer. In der Schweiz kommt sie in der kollinen und montanen Stufe eigentlich in allen Landesteilen vor. Die Verbreitungskarte täuscht aber eine Häufigkeit vor, die so nicht stimmt. Die Pflanze ist in den vergangenen 20 Jahren stark zurückgegangen, weil sie sehr sensibel auf Düngung reagiert. Ihr Standort sind trockene bis mässig feuchte Wiesen, aber eben mit nährstoffarmen Böden.
Die beiden Aufnahmen stammen (links) von der Südspitze der Halbinsel Istrien und (rechts) aus einem Riet in der Nordostschweiz.
Diese südeuropäische Pflanze kommt in der Schweiz ausser im Tessin in den Föhngebieten der Alpennordseite vor (Innerschweiz, Bündner Herrschaft, St. Galler Rheintal). Sie wächst in lichten Laubwäldern und an Waldrändern der kollinen und montanen Stufe.
Der Turinermeister (manchmal liest man auch Turiner-Meier) unterscheidet sich vom Echten Waldmeister (Galium odoratum) durch die breit-lanzettlichen Blätter, die zu 4 in einem Quirl angeordnet sind. Die Krone der Blüten ist mit bis 6 mm wesentlich länger als beim Echten Waldmeister (1 mm). Beide Pflanzen gehören zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae), zu der auch die grosse Gattung der Labkräuter (Galium) zählt. Ob die Labkräuter tatsächlich für die Fermentierung von Käse verwendet wurden, ist umstritten. Heute wird jedenfalls das Lab aus dem Kälbermagen dafür verwendet. Im Internet findet man aber Hinweise, dass das Echte Labkraut (Galium verum) dem englischen Chester-Käse die typische gelbe Farbe verleiht.
Die Familie der Rubiaceae ist weltweit eine der wichtigsten, der Schwerpunkt der Verbreitung sind allerdings die Tropen und Subtropen. Prominentestes Beispiel: Der Kaffeestrauch (Gattung Coffea).
Unsere Pflanze des Monats ist in verschiedener Hinsicht eine Ausnahme: Sie gehört zur Familie der Borretschgewächse (Boraginaceae), welche sich durch starke borstige Behaarung auszeichnen – unsere Wachsblume ist als einzige in unserer Flora kahl. Wachsblumen sind in Europa vor allem im Mittelmeerraum heimisch (Cerinthe major und minor) – unsere hat es als einzige in die Alpen geschafft. Ihr Verbreitungsgebiet in der Schweiz ist sehr lückig: das grössere Vorkommen befindet sich in den westlichen Alpen (Kantone Bern, Waadt, Wallis), ein zweites in Graubünden. Sie kommt ausserhalb der Alpen auch in anderen europäischen Gebirgen vor (Balkan, Karpaten, Pyrenäen).
Die Pflanze wächst auf steinigen Hängen und Hochstaudenfluren auf Kalk, vor allem in der subalpinen Höhenstufe (1500 – 2200 m). Die Blütezeit ist Juni bis August.
Unsere Pflanze des Monats kommt in 2 Unterarten vor – die gezeigte Subspezies celtica in den Westalpen (Wallis, Aostatal), die Subspezies norica in den Ostalpen (Salzburg, Kärnten, Steiermark). Dazwischen klafft eine grosse Lücke!
Besonders in Österreich wurde die Pflanze schon im Mittelalter massenhaft ausgegraben und für die Herstellung von Baldrianöl und Seife verwendet. Der alte Name der Pflanze ist Echter Speik oder Speick (lat. spica = Ähre). Der Verkauf des Öls war so lukrativ, dass der Baldrian auf sog. Speikwiesen bewirtschaftet wurde. Die Standorte befinden sich auf kalkfreien Böden in Höhenlagen über 1'800 Meter. Auch heute noch wird Speickseife von einer Stuttgarter Firma in Zusammenarbeit mit Bergbauern in den Kärntner Nockbergen hergestellt.
Valeriana celtica wächst in der Schweiz nur im Saastal (Kanton Wallis). Die Pflanze ist 5 bis 15 cm hoch, kahl, die Blüten sind am Grund gelblich, die Zipfel trübrot. Blütezeit ist Juli bis August.
Die Familie der Baldriangewächse (Valerianaceae) wurde übrigens nach der neuen Nomenklatur (APG III) zu einer Unterfamilie der Geissblattgewächse (Caprifoliaceae) herunter gestuft.
Das Bilsenkraut aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) ist eine uralte Gift- und Heilpflanze. Die narkotisch und halluzinogen wirkende Pflanze enthält die Alkaloide Scopolamin und Hyoscyamin. Sie wurde in der Volksheilkunde und Homöopathie als Beruhigungs- und Krampflösungsmittel eingesetzt. Angeblich verwendeten die Hexen im Mittelalter das Gift, um sich für ihren Hexenritt in Trance zu versetzen.
Das Bilsenkraut ist in Europa, Asien und Nordafrika weit verbreitet. In der Schweiz kommt es nur zerstreut an Wegrändern und Schuttplätzen in warmen Lagen vor. Leider ist die attraktive Pflanze durch das frühzeitige Mähen von Bahnborden und Strassenböschungen im Rückgang begriffen. Auch der Standort meines Fotos von Ramosch im Unterengadin ist inzwischen verschwunden.
Auch diesen Monat ist wieder eine Giftpflanze an der Reihe – eigentlich eine „Gegengift-Pflanze“. Viele Hahnenfussgewächse (zu denen auch der Eisenhut gehört) sind giftig, so auch der Gift-Hahnenfuss (Ranunculus thora). Der Artname anthora leitet sich vom griechischen anti = gegen und eben jenem Ranunculus thora ab. Man hielt die Pflanze für ein Gegengift zum Gift-Hahnenfuss (was aus heutiger Kenntnis zu bezweifeln ist).
Der Blassgelbe Eisenhut wird auch als Giftheil- oder Feinblättriger Eisenhut bezeichnet.
Sein Verbreitungsgebiet ist sehr lückig: In der Schweiz kommt er nur am Monte Generoso im Südtessin sowie am La Dôle im Jura vor. Weitere Gebiete sind die spanischen Gebirge inkl. Pyrenäen, die Süd- und Südwestalpen, aber auch tiefe Lagen in Mittel- und Osteuropa (mein Bild stammt aus Niederösterreich). Die Pflanze blüht sehr spät im August und September auf felsigen Hängen und Weiden über Kalk.
Der Herbst ist die Jahreszeit der Früchte und Beeren. Interessant ist es, bei der Pflanze des Monats die Blüten und Beeren zu vergleichen. Die paarweise wachsenden Blüten der Alpen-Heckenkirsche entwickeln sich nämlich zu einer verwachsenen Doppelbeere. Die Gattung Lonicera (Geissblatt oder Heckenkirsche) ist mit ca. 180 Arten über die Nordhalbkugel verbreitet. In der Flora Helvetica sind 12 Lonicera-Arten zu finden, wobei darunter auch einige „Gartenflüchtlinge“ sind.
Unsere Alpen-Heckenkirsche ist in der Schweiz nicht nur in den Alpen, sondern auch im Jura, in den Voralpen und vereinzelt auch im Mittelland verbreitet. Der bis 2 Meter hohe Strauch wächst in Wäldern der kollinen bis subalpinen Stufe, in den Alpen auch in Hochstaudenfluren. Die Beeren sind nicht giftig, eine Verwendung in kulinarischer oder medizinischer Hinsicht ist mir nicht bekannt.
Die Familie der Geissblattgewächse (Caprifoliaceae) hat mit der neuen Pflanzensystematik APG III beträchtlichen Zuwachs erhalten. Neu gehören auch die Arten der alten Familien der Kardengewächse (Dipsacaceae) und Baldriangewächse (Valerianaceae) dazu.
Wie in den letzten Jahren möchte ich im Monat November einen Ausflug nach Südafrika unternehmen. Eine wichtige Pflanzenfamilie haben wir noch nicht betrachtet – die Korbblütler (Asteraceae). Mit ca. 24'000 Arten ist sie die artenreichste Familie der Welt. In Südafrika wachsen ca. 2'000 Arten und im Volksmund werden alle als „Daisies“ bezeichnet. Die Korbblütler sind also eine sehr erfolgreiche Familie, die sich in fast allen ökologischen Nischen adaptiert hat. Viele Arten wurden als Gartenpflanzen nach Europa und Amerika verpflanzt, die bekanntesten Gattungen sind Gerbera und Gazania. Oft findet man die Pflanzen unter dem Sammelbegriff „Kapkörbchen“ in unseren Gärtnereien.
Angepasst an das Klima mit Winterregen und trockenen Sommern sind viele Asteraceae einjährig. Das berühmte Namaqualand überzieht sich im August und September mit einem Teppich von meist gelben oder weissen Korbblütlern und ist für den Rest des Jahres eine trockene Savanne. Die im Bild vorgestellte Gazania leiopoda stammt aus dieser Region.
Im Gegensatz zum Schwarzen Holunder (Sambucus nigra), der eindeutig als essbar bezeichnet wird (und zwar Blüten und Beeren), gibt es beim Roten Holunder Unsicherheiten. Die rohen Früchte sind giftig, auch sollten beim Kochen der Beeren zu Konfiture die Kerne entfernt werden.
Sambucus racemosa ist ein kleiner Strauch (bis 4 Meter hoch) und wächst auf Waldschlägen, an Waldrändern, in den Bergen auch auf Blockschutthalden. Er kommt vor allem in der montanen und subalpinen Stufe vor und ist in der ganzen Schweiz verbreitet. Die Pflanze kommt mit Unterarten in Europa, Asien und Nordamerika vor. Der Rote Holunder blüht früher als der Schwarze (April bis Mai), die Blüten sind grünlich-gelb.
Mit der neuen Familienzuteilung wurde die Gattung Sambucus wie auch Viburnum (Schneeball) der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) zugeteilt, vorher gehörten sie zu den Geissblattgewächsen (Caprifoliaceae).