Echsengift als Heilmittel

  • Autor(en): Etzel Gysling
  • pharma-kritik-Jahrgang 45 , Nummer 2, PK1258
    Redaktionsschluss: 12. September 2023
Wie in Wikipedia nachzulesen, wurde einst rund zehn Jahre lang darüber diskutiert, ob die 1869 entdeckte Gila-Krustenechse (Gila-Monster, Heloderma suspectum) giftig sei. Schliesslich wurde klar, dass das Tier beim Beissen ein giftiges Polypeptid (Exendin-4) injiziert. Obwohl bisher offenbar niemand an einem Biss der Gila-Krustenechse gestorben ist, können sich die Folgen eines solchen Bisses recht dramatisch präsentieren. Neben anhaltenden und starken Schmerzen an der Bissstelle sind Tachykardie, Hypotonie, Übelkeit und Erbrechen die häufigsten Symptome.

Kaum jemandem ist bewusst, dass die heute hochaktuellen GLP-1-Agonisten vom Gift der Gila-Krustenechse abgeleitet sind. (GLP-1-Agonisten sind die Wirkstoffe, die sich wie das «Glukagon-ähnliche Peptid Typ 1» an die entsprechenden Rezeptoren der Beta-Inselzellen des Pankreas binden und primär als Antidiabetika entwickelt wurden.)  Offenbar sind nur gerade sieben an den «entscheidenden» Stellen platzierte Aminosäuren dafür verantwortlich, dass das Gift (und seine Derivate) die Wirkung des Glukagon-ähnlichen Peptids imitieren kann. Die Wirkung der GLP-1-Agonisten beschränkt sich nicht auf das Pankreas, sondern ist auch im Bereich des Hypothalamus nachweisbar, wo sich Appetit- und Belohnungszentren finden. So erklärt sich die Beobachtung, dass GLP-1-Agonisten zur Ge­wichts­abnahme führen, mindestens teilweise mit zentralen Mechanismen.

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Echsengift als Heilmittel (12. September 2023)
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pharma-kritik, 45/No. 2
PK1258
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